Reiki und die “Vergangenheit”

Viele Reiki-Praktizierende denken, dass man Reiki “in die Vergangenheit schicken” könne, um dort im Nachhinein zu korrigieren, was sich im Hier und Jetzt als hinderlich herausstellt – etwa um Traumata zu bearbeiten oder sich um das verletzte innere Kind zu kümmern.

Soweit so gut. Netter Gedanke, man könne sich die Vergangenheit mithilfe der Techniken aus dem 2. Reiki-Grad “zurechtbiegen” und damit die Gegenwart verschönern, eine Art “Zurück in die Zukunft”-Konzept, das scheinbar unserem westlichen Denken sehr entgegenkommt.

Nur: Reiki arbeitet nicht in der Vergangenheit. Muss es auch gar nicht. Denn alles, was wir in der Vergangenheit erlebt haben, bleibt ohnehin in unserer Seele gespeichert und ist zu jedem Zeitpunkt im Hier und Jetzt vorhanden. Das ist ja genau der Grund, warum es auch unsere Gegenwart beeinflusst.

Wir müssen also gar nicht zurück in die Vergangenheit, um unsere Gegenwart und Zukunft zu heilen – ganz im Gegenteil. Der einzige Zeitpunkt, der uns Heilung und Ganzwerdung erlaubt, ist das Hier und Jetzt. Das sagen nicht nur buddhistische Lehrer, sondern auch die moderne Psychiatrie.

Unbearbeitete Traumata bleiben lebendig und wirken, bis wir uns im Hier und Jetzt mit ihnen auseinandersetzen. Auch um das innere Kind zu trösten müssen wir nicht in die Vergangenheit reisen. Keine Angst, das innere Kind ist inzwischen nicht erwachsen geworden, es ist eine wichtige Ressource unserer Psyche, die uns ebenfalls jederzeit im Hier und Jetzt zur Verfügung steht, egal wie alt wir selbst inzwischen geworden sind.

Und genau das ist auch die japanische Sicht auf Reiki und die “Vergangenheit”:   Kyo dake wa – nur heute, das hat bereits Reiki-Begründer Mikao Usui erkannt, sind wir imstande, Glück in unser Leben einzuladen. Weil ihm dieses Prinzip so wichtig erschien, hat er es den Gokai, den fünf Reiki-Lebensregeln, quasi als Überschrift vorangestellt.

Kyo dake wa – nur heute können wir die Entscheidung treffen, Mikao Usuis “Anleitung zum Glücklichsein” zu befolgen und uns der von ihm bereitgestellten Werkzeuge zu bedienen. Speziell dafür wurden die Gokai, die fünf Reiki-Lebensregeln, und die Sei Heki Chiryo, die Reiki-Mentalbehandlung geschaffen. Und schließlich können wir uns ja auch nicht in der Vergangenheit, sondern nur im Hier und Jetzt die Hände auflegen.

Wenn wir uns dessen bewusst sind, dann brauchen wir keine gedankliche “Zeitmaschine” mehr, die uns nur unmittelbar zurück ins Trauma katapultiert – was aus psychologischer Sicht sogar sehr kontraproduktiv ist. Immerhin sind unsere Probleme im Hier und Jetzt ja genau deshalb entstanden, weil das Trauma von damals noch immer aktiv wirkt.

Also lieber zurück ins Hier und Jetzt statt zurück ins Drama. Denn nur im Hier und Jetzt können wir die sein, die wir eigentlich schon immer waren, und nur im Hier und Jetzt können wir das Leben erfahren – kyo dake wa…

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